Drucken

Coming home - Pain im Berliner Astra

Am 13.10. startete Pain mit einem Konzert im Astra in Berlin die Coming Home Tour zum gleichnamigen, neuen Album - und ich war dabei! Doch bevor ich dem Meister lauschen durfte, musste ich - die erste Kombo hatte ich wegen verspäteten Eintreffens zum Glück versäumt - noch zwei der drei Special Guests überstehen.

Nun ja, der zweite Special Guest Act namens Dynazty hatte immerhin die Haare schön, was ihnen zu genügen schien, aber was der eigentliche Opening Act namens The Vision Bleak darbieten wollte, erschloss sich mir nicht ganz. Es klang irgendwie nach H.P. Lovecraft für Erstsemesterstudenten der Religionswissenschaft - pseudookkulter Kindergartenhorror a la "Cold blades did light in darkness/ And the high priestess/ Started the unholy rite./ IA! IA! KTULU FTHAGHN!" Muuaaah! Das Ganze war dann doch ganz passabel weggeknödelt, aber die Jungs machen das auch schon seit fast 16 Jahren.

Um 23:00 kam dann endlich Pain auf die Bühne und schon nach den ersten Akkorden war dem Zuhörer der Unterschied zwischen "passt schon für Donnerstag abend" (The Vision Bleak) und alt- und großmeisterlicher Genialität klar - und ebenso schnell war klar, dass die nächste anderthalbe Stunde nichts für Poser und Träger roter Turnschuhe sein würde. Meine zwei Tage vorher im Gespräch geäußerte Befürchtung, ein alter Mann könnte da möglicherweise einen Tinitus davontragen, bewahrheitete sich zwar nicht, aber die entsprechende Erwiderung (von Luisa?), es würde schon nicht so laut werden, traf auch nicht wirklich zu. Alter Schwede (Achtung, Wortwitz! :-) ) - war das laut! Als ich den Heimweg antrat, dachte ich zuerst, mein MP3-Player wäre kaputt und wenig später stellte ich fest, dass die für Radfahrer nachts um 01:00 Uhr in Berlin-Kreuzberg unter Umständen überlebenswichtige Wahrnehmung der Verkehrsgeräusche irgendwie außer Betrieb war.

Pain - Coming home @YouTube

Pain spielte mit Schmackes die Setlist runter, dabei auch Klassiker wie The Great Pretender, End of the Line, Zombie Slam, Monkey Business und andere - nur Same Old Song habe ich vermisst, natürlich auch Songs des neuen Albums wie Coming Home, Black Knight Satellite, Designed To Piss You Off, A Wannabe und Natural Born Idiot. Die Besetzung der Band für die Tour ist komplett anders als die bisherige und in den Vorankündigungen angegebene aus Wallin (dr), Bohlin (g) und Husgavfel (b). Den Bass spielt der grandiose André Skaug (Clawfinger), der Pain schon öfter mal unterstützte, z.B. beim With Full Force 2013. Eine absolute Premiere sitzt am Schlagwerk, nämlich Peter Tägtgrens 18-jähriger Sohn Sebastian - was soll ich sagen, der junge Mann hat das exzellent gemeistert und hat die Setlist weggetrommelt wie alter Profi - und besser als mancher, der schon Jahrzehnte an den Trommeln hockt. In der ersten Hälfte hätte ich - zumal ich es nicht wusste - nicht gedacht, dass da ein 18-Jähriger sitzt, bis in der zweiten Hälfte der stolze Papi seinen Sohn vorstellte. Komplettiert wurde die Band durch den virtuos spielenden Greger Anderson an der Gitarre.

Fazit - ich muss die Liste meiner Allzeit-Live-Favoriten umsortieren, die nun so aussieht:
    1.: Frank Zappa, 11.09.1984, 1984 European Tour, Eissporthalle
    2.: Prince, 12.06.1990, Nude Tour, Waldbühne
    3.: Public Image Ltd., 31.05.1986, Album Tour, Tempodrom
    4.: Pain, 13.10.2016, Coming Home Tour, Astra
    5.: Dimmu Borgir, 03.08.2001, Wacken Open Air
    6.: Henry Rollins & Sepultura, 04.07.1994, Chaos Worldwide Tour, Eissporthalle
    7.: Ozzy Osbourne, 01.06.1998, The Ozzman Cometh Tour, Arena
    8.: INXS (mit Michael Hutchence), 02.07.1991, X-Factor Tour, Deutschlandhalle
    9.: Nightwish (mit Tarja Turunen), 06.09.2002, World Tour of the Century, Columbiahalle
  10.: Apocalyptica, 29.10.2007, Worlds Collide Tour, Columbiahalle



Tag-Liste: Musik , Metal , Konzert , Pain